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Aufbau eines Stadtteilzentrums für Rixdorf - Ein Interview mit Stadtrat Jochen Biedermann

Das Büro und Team des Quartiersmanagements Richardplatz Süd wie auch Ganghoferstraße werden ab 2021 im Rahmen des Verstetigungsprozesse auf Erlass der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie des Bezirksamts Neukölln zusammengelegt.

Das Förderprogramm Soziale Stadt, auf denen die Quartiersarbeit fußt, hat eine Laufzeit von 10-15 Jahren vorgesehen, danach sollen die bislang erarbeiteten Netzwerke und Projekte in eigenständige Strukturen überführt werden. Dies ist der Anlass, im Gebiet ein Stadtteilzentrum aufzubauen, um weiterhin einen Ort für Stadtteil- und Nachbarschaftsarbeit zu haben. Dieses Bauvorhaben betrifft zwei Standorte: die Freifläche vor der Richard-Grundschule sowie der Verkehrsschulgarten in der Wörnitzer Straße.

Beide Standorte sollen in ihrer Funktion erhalten bleiben, das Stadtteilzentrum käme ergänzend hinzu und soll sowohl geschlossene bezirkliche Angebote, wie die Volkshochschule, beherbergen als auch lokalen Trägern, Initiativen und engagierten Menschen Raum für ihre Arbeit bieten - für Kultur, Nachbarschaftsarbeit, Gesundheitsangebote und soziale Fragen. Geplanter Baubeginn ist das Jahr 2021, bis 2025 soll der Bau abgeschlossen sein.

Derzeit wird im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, die das Bezirksamt Neukölln in Auftrag gegeben hat, durch die AG URBAN erörtert wie die Ansprüche an eine solches Stadtteilzentrum sind und welcher Standort die besten Chancen auf positive Resonanz im Kiez, einen langfristigen Bestand und natürlich baurechtlich wie kostentechnisch im vertretbaren Rahmen liegt.

Auf dem zweiten öffentlichen Beteiligungsforum, das am 06.11.2018 in der Evangelischen Brüdergemeine stattfand, konnten wir Bezirksstadtrat Jochen Biedermann hierzu befragen:

Frage: Was macht für Sie persönlich die Qualität eines guten Stadtteilzentrums aus?

Biedermann:  Ich glaube, dass sehr viele und unterschiedliche Nutzungen möglich sind und dass man tatsächlich versucht, die Räumlichkeiten möglichst vielfältig zu nutzen und auszulasten und möglichst viele Interessen und Bedarfe im Kiez abzudecken." 

Frage: In der Eingangsrede wurde von Ihnen erwähnt, dass man sich neben den Plänen auch um die Finanzierung kümmern muss. In welcher Größenordnung müsste sie liegen um a) den Bau und b) die Weiterfinanzierung zu gewährleisten? Gibt es hierzu bereits Kalkulationen? Erfahrungswerte?

Biedermann: „Wir reden von einem mittleren einstelligen Millionenbetrag, wenn man das jetzt mit allen angemeldeten Bedarfen kalkuliert. Ggf. muss man dann auch noch eine Nummer kleiner rechnen. Es ist ein Unterschied, ob ich einen fünf- oder zwei- bis dreigeschössigen Neubau errichte. Aber das ist das Volumen, mit dem man rechnen muss. Eine Möglichkeit der Finanzierung stellt der Baufonds des Programms Soziale Stadt dar."

Frage: Bei einer Finanzierung durch diesen Fonds gibt es aber nur eine Zweckbindungsfrist von 10 Jahren. D.h. nach deren Ablauf könnte für das Gebäude an beiden Standorten durch eine anderer Nutzungsbedarf den Bestand des Nachbarschaftszentrums gefährden?

Biedermann: „Das ist zutreffend. Die investiven Kosten sind eine Herausforderung, darüber mache mir aber im Verhältnis weniger Kopfzerbrechen. Dafür ist jedoch in Berlin durch unterschiedliche Programme momentan Geld da. Aber was tatsächlich ein Punkt ist, den man noch weiter herausarbeiten muss, ist die Frage „wie bekommt man die Bespielung hin". Neben der „Gebäudehülle" bedarf es ja auch der Organisation, Management, jemanden der das unterhält. Hierfür sind wir gefordert, Konzepte zu entwickeln. Das ist auch für die Verwaltung ein Stück Neuland, hier müssen alle ihren Beitrag leisten. Normalerweise sind die Zuständigkeiten klarer definiert. Klassisch hat man z.B. ein Gebäude, das ist in der Fachverwaltung des Bereichs Schule, weil dort Schule stattfindet. Oder Jugendarbeit wird durch das Jugendamt geregelt. Wir versuchen nun etwas ganz anderes, das sich an den Bedürfnissen der Neuköllner*innen orientiert, nicht an der Verwaltungslogik. Das sind noch dicke Bretter."

Frage: Auch die Frage der Organisation der Bereiche – geschlossen wie offen – steht noch aus. Der geplante geschlossene Bereich wird ja durch das Bezirksamt koordiniert, die Koordination des offenen Bereiches ist noch nicht geregelt.

Biedermann: „Aktuell werden verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, es gibt auch für den geschlossenen Bereich verschiedene Optionen – je nachdem ob dort originäre Bezirkstätigkeit dort stattfindet, z.B. Volkshochschulkurse angeboten werden, oder ob wir sagen wir vermieten auch Büro- und Beratungsflächen an Träger und Vereine und bieten Räume für Nachbarschaftsarbeit an.  

Der aktuellen Mietenentwicklung muss ja auch etwas entgegengesetzt werden. Es ist wichtig, auch Räume für Arbeit bereit zu stellen, die keinen großen finanziellen Background hat."

Text und Fotos: Kerstin Heinze