Der dänische Pensionsfond PFA, der fünftgrößte Pensionsfond Europas, hat etwa 100 Wohnungen in der Thiemannstraße 16-23 und der Böhmischen Straße 21 und 23 gekauft. Im Sommer 2018 wurde der Kauf vollzogen, die Anwohner*innen haben die Information jedoch erst im November erhalten. In wieweit sich der Kauf auf die Mietsituation auswirken wird, ist zwar noch unklar. Fest steht aber, dass die Entwicklung keinen Positiveffekt haben wird. Das haben bisherige Erfahrungen aus anderen Wohngebieten gezeigt. Die Sorge, dass die Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, ist nachvollziehbar.
Zwar ist Rixdorf Milieuschutzgebiet, d.h. Mietwohnungen dürfen eigentlich nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Dennoch könnten z.B. auch Mietsteigerungen schon das eher knappe Budget der meisten Mieter*innen sprengen und die alt-eingesessene Mieterschaft zugunsten finanzkräftigerer Zuzügler verdrängen.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es: das Bezirksamt prüft gerade die Möglichkeiten, sein Vorkaufsrecht im Rahmen der Milieuschutzverordnung auszuüben. Auch die Quartiersräte der Gebiete Richardplatz Süd und Ganghoferstraße haben sich dazu in einem gemeinsamen Schreiben an Bezirksstadtrat Biedermann gewendet. Die Entscheidung zum Vorkaufsrecht muss bis zum 07. Januar 2019 getroffen sein. Einspruchsmöglichkeiten der PFA gibt es dennoch: indem sie eine sog. Abwendungsvereinbarung unterschreibt, die eindeutige Mieterschutzmaßnahmen vorsieht. Nach Angaben der TAZ Online (07.12.2018, „Gute Renten für teure Mieten" von Erik Peter) wäre das „für die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land ein großer Brocken, der nicht ohne einen kräftigen Zuschuss vom Finanzsenator zu stemmen wäre."
Am Samstag, den 15. Dezember 2018 von 12:00 bis 16:00 Uhr wird von der betroffenen Hausgemeinschaft „BoeThie“ zu einer Demonstration in der Thiemannstraße aufgerufen. Unterstützer*innen in jeglicher Form sind herzlich willkommen!
Weitere Infos erhält man auf dem Blog der Hausgemeinschaft.
Die Hausgemeinschaft auf facebook: https://www.facebook.com/BoeThie-1998893736859016/
Laut einem Artikel in der Berliner Morgenpost Online vom 08.12.2018, „Fonds kauft ganze Straße in Neukölln" von Nina Kugler „handelt es sich Falle der von der PFA gekauften Immobilien um das größte bekannte Wohnimmobilieninvestment in Deutschland in diesem Jahr. Das sogenannte „Century"-Portfolio wurde von Industria Wohnen mit Sitz in Frankfurt am Main verkauft. 1,2 Milliarden Euro hat sich PFA insgesamt 3700 Wohnungen in ganz Deutschland kosten lassen. Darunter sollen etwa 400 Wohnungen in Berlin sein.
33 bis 40 davon liegen in Prenzlauer Berg, 80 bis 110 in Wedding, 113 in Tempelhof-Schöneberg und 140 in Neukölln. Das sind allerdings nur die Wohnungen, die in Milieuschutzgebieten liegen. Ob PFA noch weitere Objekte erworben hat in Gebieten, die keinem besonderen Schutz unterstehen, ist nicht bekannt."
Text: Kerstin Heinze
