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Veranstaltung zum Umgang mit Drogenkonsument*innen

Spätestens seit der Bewohner*innenversammlung Anfang September 2016 ist das Thema Drogen rund um den Bahnhof Neukölln hoch aktuell. In der Folge fanden noch Begehungen durch Politiker*innen und eine weitere öffentliche Veranstaltung statt. Trotz hoher Aufmerksamkeit, blieben viele praktische Fragen offen. Auf Einladung des Bezirksamts Neukölln klärten nun der Suchthilfeträger Fixpunkt e.V. und der Präventionsbeauftragte der Polizei im Abschnitt 55, Herr Herzfeldt, auf und standen den gut 60 Besucher*innen zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung.  Bei der Veranstaltung am 12. Juni 2017 in der Aula des Albrecht-Dürer-Gymnasiums stand der pragmatische Umgang mit der Thematik im Vordergrund:  So ging es im ersten Teil des Abends vor allem um die Fragen: Wie gehe ich mit Drogenkonsument*innen in meiner Wohnanlage um? Was mache ich, wenn ich Drogenspritzen finde? Die Mitarbeiter von Fixpunkt Sebastian Bayer und Malte Dau wiesen eindringlich auf die Gefährdung durch rumliegende, gebrauchte Spritzen hin. Die Hinweise an das Publikum ganz klar: „Äußerste Vorsicht, beim Sammeln!“ mahnt der Streetworker von Fixpunkt. Bitte erst einmal gebrauchte Spritzen nicht direkt berühren und das Entsorgen geschieht in einer speziellen Box. „Kommen Sie bitte nicht auf die Idee, die Nadeln mit einer umliegenden Kappe zu schließen, denn das Risiko sich zu stechen ist zu groß“. Damit steigt die Gefahr, sich selbst mit HIV oder Hepatitis anzustecken. Falls es zu einer Stichwunde gekommen ist, sollte man nicht die Blutung stillen, denn mit der Blutung würde die Wunde sich in Teilen selbst reinigen. Im jeden Fall sofort zum Arzt. Im Zweifelsfalle sollte man die Aufgabe der Polizei oder eben dem geschulten Personal von Fixpunkt überlassen, sie seien entsprechend ausgerüstet.  „Zudem sei es eine Aufgabe der Sozialarbeiter*innen, die Drogenkranken auch auf die Verantwortung im Umgang mit den Utensilien hinzuweisen“, so Sebastian Bayer. Seit dem 06.06.2017 steht Montag bis Mittwoch in der Zeit von 12:00 bis 16:00 Uhr ein Drogenkonsummobil an der Ecke Kirchhof- und Karl-Marx-Straße. Hier kann ohne Fremdgefährdung der Drogenkonsum vollzogen werden. Neben der Beseitigung von Gefahren steht die Kontaktaufnahme mit den Drogenabhängigen im Vordergrund. Die Frage nach der Herkunft beantwortet Malte Dau, „dass die meisten User aus dem osteuropäischen Raum kommen, die wir sprachlich auch nicht so gut erreichen“. Mit Unterstützung des Quartiersmanage-ments Richardplatz Süd konnte ein Übersetzer die Arbeit begleiten und nun sei ein polnischer Praktikant hier hilfreich. Bayer und Dau verweisen auf die Flyer und das persönliche Gespräch, um den Ratsuchenden Anwohner*innen legitime Fragen zu beantworten und im Umfeld zu helfen.
Im zweiten Teil erläuterte der Präventionsbeauftragte Herr Herzfeldt  den "Umgang mit Aggressionen und Gewalt in der Öffentlichkeit". Dabei stellt er eine Prinzipienkette aus zehn Punkten vor, die vom ersten Eindruck einer Situation bis zum "Helfen ohne Selbst- und Fremdgefährdung" nützliche und erprobte Verhaltensregeln beinhaltet. Es geht vor allem um Gefühle und Wahrnehmung. "Angst ist nichts, wofür man sich schämen müsste, im Gegenteil", betont Herzfeldt, man solle sein Bauchgefühl ernst nehmen und sich so schnell wie möglich der unbehaglichen Situation entziehen, so die zentrale Aussage. Eine klare Ansage gibt es auch für den Gebrauch von Abwehrspray – auch unter dem Begriff Pfefferspray bekannt -, Herzfeldt demonstriert mit einem Freiwilligen aus dem Publikum, wie die Sache eskalieren kann und letztlich gegen das Opfer verläuft. Dem Wunsch in kritischen Situationen auch mittels Zivilcourage einzugreifen, begegnet er mit dem Hinweis auf die Zaubernummer: 110. „Benachrichtigen Sie den Notruf, stehen Sie als Zeuge bei der Strafverfolgung zur Verfügung“, so der Appell.  Konkrete Tipps, wie sie selbst eingreifen können hat Herzfeldt auch. Er rät anstelle der direkten Konfrontation mit dem Täter, lieber den so genannten Opferklau durchzuführen. „Sprechen Sie das Opfer an, laden Sie es ein, mit Ihnen mitzukommen“, denn so die Erklärung, dies würde den Täter aus den Konzept bringen und das Opfer aus der Aggressionslinie“.
An dieser Stelle wird die Diskussion etwas durcheinander, viele sind gekommen, weil sie in Zukunft selbst helfen wollen oder bedrohliche Situationen erlebten. Eine Frau erzählt, wie sie ein Mann in der U-Bahn begrapschte: „Werden Sie laut, stellen Sie Aufmerksamkeit her, denn Sie müssen diese Situation nicht aushalten“, kommentiert der Polizeibeamte das geschilderte Szenario. Nach gut zwei Stunden endet die Veranstaltung und es bildet sich ein Pulk an dem Tisch mit den Informationsmaterialien. Der Bedarf an Information scheint weiter groß zu sein.

Fixpunkt: ?Tel: 030/692 91 98
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